Südstadt Klima

Baumschutz in Paderborn: Warum wir unsere Stadtbäume dringend schützen müssen

Geschrieben von Bernd Wroblewski

Die Baumschutzsatzung der Stadt Paderborn steht vor einer möglichen Aufhebung – und das nur zwei Jahre nach ihrer Einführung. Die FDP hat einen Antrag eingereicht, der argumentiert, dass die Verordnung zu bürokratisch und teuer sei. Doch hinter dieser Debatte steckt viel mehr als nur eine Frage der Kosten und Effizienz. Es geht um das Herz und die Zukunft unserer Stadt. Unsere Stadtbäume sind nicht nur hübsche Kulisse, sondern ein essenzieller Bestandteil unserer Lebensqualität und unseres Klimaschutzes.

Der grüne Herzschlag unserer Stadt – was Baumschutz für Paderborn bedeutet

Paderborn ist bekannt für seine historische Altstadt, die Paderquellen und ihre grünen Viertel. Doch die Bedeutung unserer Bäume reicht weit über die ästhetische Bereicherung hinaus. Bäume spenden im Sommer Schatten, schützen die Böden, verbessern die Luftqualität und bieten Lebensraum für zahlreiche Vogel- und Insektenarten. Sie stehen für das ökologische Gleichgewicht, das wir mit dem Klimawandel zunehmend aus den Augen verlieren. Gerade die alten Bäume in der Stadt leisten hier besonders viel: Eine Buche, die hundert Jahre alt ist, kühlt im Sommer durch Verdunstung die Umgebung und filtert Schadstoffe aus der Luft. Sie spendet Sauerstoff und bindet CO₂ – Funktionen, die in einer Zeit von Hitzewellen und Schadstoffbelastungen dringend gebraucht werden.

Die Baumschutzsatzung, die im Paderborner Rat erst 2022 verabschiedet wurde, war ein Schritt in die richtige Richtung. Sie stellt sicher, dass Stadtbäume auf Privatgrundstücken nicht wahllos gefällt werden dürfen, sondern nur unter Auflagen und gegen Ersatzpflanzungen. Die Satzung ist eine Versicherung für unser Stadtklima und unsere Lebensqualität. Sollten wir das wirklich aufgeben?

Warum die Baumschutzsatzung nun bedroht ist

Die FDP argumentiert, dass die Satzung eine unnötige „bürokratische Last“ sei und setzt auf das Vertrauen, dass Bürger*innen verantwortungsvoll mit ihrem Baumbestand umgehen würden. Laut Antrag wird behauptet, die Satzung verursache nicht nur hohe Verwaltungskosten, sondern verunsichere auch Grundstücksbesitzer, die Angst hätten, jeden Baum auf ihrem Grundstück melden zu müssen. Für die FDP, unterstützt von CDU, Für Paderborn und AfD, reicht es, darauf zu vertrauen, dass sich die Menschen auch ohne Regelung für ihre Bäume entscheiden.

Doch es gibt zahlreiche kritische Stimmen, die das anders sehen. Umweltverbände wie der NABU, Greenpeace, BUND und Pro Grün haben sich mit einem offenen Brief an die Mitglieder des Umweltausschusses gewandt und fordern, die Satzung beizubehalten​​. Sie sehen im Antrag der FDP eine Rückschrittspolitik, die den Klimaschutz vernachlässigt und stattdessen persönliche Freiheiten über das Gemeinwohl stellt. „Eine hundert Jahre alte Buche lässt sich nicht durch zehn Jungbäume ersetzen. Der Verlust solcher großen Bäume wäre ein unschätzbarer Schaden für unsere Stadt,“ so der Tenor der Verbände.

Die gesellschaftlichen Kosten eines unbedachten Baumschutz-Stopps

Klar, eine Satzung bringt einen gewissen Verwaltungsaufwand mit sich, aber der Nutzen für die Gemeinschaft ist enorm. Paderborn kämpft wie viele andere Städte mit zunehmender Bodenversiegelung und hohen Temperaturen im Sommer. Unser Stadtklima ist durch den Klimawandel bereits belastet, und der Verlust von großen Bäumen würde das Problem weiter verschärfen. Es ist einfach zu sagen: „Früher ging es auch ohne Baumschutzsatzung.“ Aber damals waren die Herausforderungen auch andere. Heute wissen wir um die Dringlichkeit des Klimaschutzes und die Rolle der Städte dabei.

Es ist wichtig, zu bedenken, dass die Bäume nicht nur klimatisch und ökologisch wertvoll sind. Sie haben auch einen kulturellen und sozialen Wert. Paderborns Bürger*innen haben oft eine persönliche Verbindung zu den alten Bäumen in ihren Vierteln – sie sind Teil der Stadtgeschichte und tragen zur Identität der Nachbarschaften bei.

Die Stimmen der Gegner – und warum sie Gehör verdienen

Der Antrag der FDP hat eine Welle des Protests ausgelöst. Aktivistinnen und Umweltschutzverbände gingen vor der entscheidenden Ausschusssitzung auf die Straße, um ihren Unmut kundzutun​​. Rund 50 Menschen versammelten sich, um auf die Bedeutung der Bäume aufmerksam zu machen und die Politikerinnen zum Umdenken zu bewegen. Dieter Dubisch, Vorstandsmitglied bei Pro Grün, berichtet, dass immer mehr Menschen sich gegen das „Abholzen ohne Hemmungen“ wehren und die Satzung als Mindestschutz ansehen.

Auch in den politischen Reihen wird der Antrag kritisch gesehen. Mitglieder der Grünen und der Linken warnten eindringlich vor den Folgen einer Aufhebung. Vertreterin Martina Gamm von den Grünen bezeichnete die Argumentation der FDP als „Deckmäntelchen des Bürokratieabbaus“. Sie machte darauf aufmerksam, dass ein großer Baum, wenn er gefällt wird, nicht einfach ersetzt werden könne. Es geht um Generationen, nicht um schnelle, wirtschaftliche Gewinne.

Baumschutz ist Klimaschutz: Warum jeder gefällte Baum die Gemeinschaft schwächt

Jede Baumfällung hat Konsequenzen. In einer Zeit, in der Städte hitzegeplagt sind und versiegelte Flächen dominieren, sollten wir jede Möglichkeit nutzen, um die Natur in der Stadt zu schützen und zu fördern. Die Stadt Paderborn schneidet beim Hitze-Check der Deutschen Umwelthilfe schlecht ab: Platz 130 von 190 Städten zeigt, dass hier dringend Handlungsbedarf besteht. Jede Reduzierung des Stadtgrüns verschärft dieses Problem​.

Es ist wichtig, dass wir uns als Stadt für den Klimaschutz engagieren und den Wert unserer Natur bewahren. Die Aufhebung der Baumschutzsatzung würde diese Anstrengungen zunichtemachen und das städtische Klima weiter verschlechtern. Es ist ein Akt der Verantwortungslosigkeit, Bäume allein dem „freien Willen“ zu überlassen. Natürlich gibt es auch Bürger*innen, die verantwortungsvoll mit ihrem Grundstück umgehen, aber es gibt eben auch viele, die die Schönheit der Natur erst bemerken, wenn sie verschwunden ist.

Ein Appell an Paderborns Bürgerinnen und Entscheidungsträgerinnen

Ich appelliere an alle, die sich für unsere Stadt verantwortlich fühlen, sei es als Entscheidungsträgerin oder Bürgerin. Die Bäume in unserer Stadt sind nicht nur Natur – sie sind Symbole für Beständigkeit, Verbundenheit und Verantwortung für kommende Generationen. Wenn wir heute die Entscheidung treffen, die Baumschutzsatzung aufzuheben, dann treffen wir eine Entscheidung, die unsere Kinder und Enkel ausbaden müssen.

Bäume, die heute gefällt werden, sind unwiderruflich verloren. Es braucht Jahrzehnte, bis ein neuer Baum die gleiche Wirkung entfalten kann. Unsere Stadt, unser Klima, unsere Lebensqualität – all das hängt davon ab, dass wir Verantwortung übernehmen und unser Grün bewahren. Schützt die Bäume, schützt das Grün, schützt Paderborn!

Über den Autor

Bernd Wroblewski