Südstadt Klima

„Gefällte Buchen, gefällte Werte“ – Warum Fortschritt nicht auf Kosten der Natur gehen darf

Geschrieben von Bernd Wroblewski

Baumfällung Mönchsbrede

Die Buchen von Mönchebrede – Fortschritt darf nicht die Natur zerstören

Es war ein kalter, bitterer Moment, als die Motorsägen angesetzt wurden. Zwei mächtige, gesunde Buchen an der Mönchebrede – gefällt, weg, für immer verloren. Diese Bäume waren mehr als Holz und Blätter. Sie waren Heimat, Lebensraum, Klimaschützer. Sie gaben Schatten, kühlten die Umgebung und boten Lebensraum für Tiere. Und nun? Ein trauriger Blick auf die kahlen Stellen, wo sie einst standen. Es bleibt die Frage: Wie konnte es so weit kommen?

Die Abschaffung der Baumschutzsatzung – ein Fehler mit Folgen

Lange hatten wir in Paderborn die Baumschutzsatzung, die genau solche Eingriffe in unseren wertvollen Baumbestand regeln sollte. Doch vor Kurzem wurde diese Schutzmaßnahme abgeschafft. Und die Folgen sind da. Die Fällung der Buchen von Mönchebrede ist nicht die erste, und es wird leider nicht die letzte sein.

Dabei warnten viele – zu Recht – vor den Konsequenzen: Ohne eine verbindliche Regelung fällt der Schutz unserer Bäume viel zu oft dem schnellen Zugriff zum Opfer. In diesem Fall, so heißt es, musste Platz geschaffen werden. Für was? Eine Photovoltaikanlage.

Natürlich unterstütze ich den Ausbau erneuerbarer Energien – das ist eine der wichtigsten Aufgaben unserer Zeit. Aber hier prallen zwei Ziele aufeinander: Klimaschutz und Naturschutz. Das Problem ist, dass in unserer Stadt oft der einfachste Weg gewählt wird – die Natur wird geopfert, obwohl es bessere Lösungen gibt.

Es gibt Alternativen – warum nutzen wir sie nicht?

Was mich an diesem Fall besonders schmerzt, ist, dass es nicht so hätte laufen müssen. Es gibt Technologien, die zeigen, dass Fortschritt und Natur Hand in Hand gehen können. Es gibt Schatten-tolerante Module, die auch in schwierigen Umgebungen effizient arbeiten. Es gibt vertikale Anlagen, die keinen Platz auf dem Boden benötigen. Und es gibt hoch aufgeständerte Systeme, die unterhalb der Solarmodule genug Raum lassen, um Bäume zu erhalten. Diese Technik ist längst da – warum wird sie nicht genutzt?

Die Wahrheit ist unbequem: Es ist einfach bequemer, die Säge anzusetzen. Bequemer, eine Fläche freizuräumen, als sich ernsthaft mit Alternativen auseinanderzusetzen. Doch genau diese Bequemlichkeit führt dazu, dass wir in Paderborn Stück für Stück etwas verlieren, das uns nicht wiedergegeben werden kann: unsere Natur, unsere Lebensqualität, unser Vertrauen in nachhaltige Politik.

Nachhaltigkeit heißt, beides möglich zu machen

Nachhaltigkeit darf niemals heißen, dass wir ein Ziel nur erreichen können, indem wir ein anderes zerstören. Nachhaltigkeit heißt, Fortschritt so zu gestalten, dass er uns allen nutzt, ohne Schaden zu hinterlassen. In einer Zeit, in der die Klimakrise uns immer deutlicher zeigt, wie eng alles miteinander verbunden ist, müssen wir smarter handeln – nicht rücksichtsloser.

Es gibt Alternativen, die beides ermöglichen: Fortschritt und Naturschutz. Doch diese werden oft ignoriert. Warum? Weil es Mühe kostet, diese Lösungen umzusetzen. Weil es unbequem ist, über den Tellerrand zu schauen. Aber genau das braucht es: Mut und Weitsicht, um die Energiewende nachhaltig und klimaschonend zu gestalten.

Verantwortung, die nicht übernommen wird

Besonders bitter ist, wie diese Entscheidung abgelaufen ist. Bürgerinnen und Bürger sowie die Umweltinitiative Pro Grün setzten sich für den Erhalt der Bäume ein. Sie forderten Gespräche mit den Eigentümern und schlugen Lösungen vor, wie Bäume und Photovoltaik nebeneinander existieren können. Doch von der Politik kam wenig bis gar nichts. Die Verantwortung wurde weitergereicht, von einem Zuständigen zum nächsten, bis die Säge lief.

Dieses Verhalten ist enttäuschend. Politiker, die Bürgernähe und Dialog versprechen, dürfen sich nicht aus der Verantwortung ziehen, wenn es konkret wird. Wer zögert, für unsere Natur einzustehen, wer lieber wegschaut, als zu handeln, der macht sich mitverantwortlich für das, was hier geschieht. Und das ist nichts weniger als der schleichende Verlust unserer Lebensqualität.

Wann wachen wir endlich auf?

Die Fällung der Buchen von Mönchebrede ist nicht einfach ein lokales Ereignis. Sie ist ein Symbol dafür, wie wir mit unserer Natur umgehen – und wie wir sie immer wieder für kurzfristige Interessen opfern. Doch die Natur verzeiht nicht. Es sind genau solche Entscheidungen, die langfristig das Klima verschärfen, die Lebensräume vernichten und unsere Städte heißer und unlebenswerter machen.

Wie viele Bäume müssen noch fallen, bevor wir erkennen, was wir verlieren? Wie oft wollen wir noch zusehen, bevor wir handeln?

Keine Ausreden mehr – wir brauchen die Baumschutzsatzung zurück

Der Verlust der Buchen muss ein Wendepunkt sein. Wir dürfen nicht länger wegschauen. Was wir brauchen, ist klar:

  1. Die Rückkehr zur Baumschutzsatzung. Ohne eine verbindliche Regelung bleibt der Schutz unserer Bäume dem Zufall überlassen – und das geht immer zu Lasten der Natur.
  2. Förderung von Alternativen. Es gibt genügend Technologien, die erneuerbare Energien und den Schutz von Bäumen miteinander verbinden. Diese müssen priorisiert und gefördert werden.
  3. Verantwortliche Politik. Politikerinnen und Politiker dürfen sich nicht mehr aus der Verantwortung stehlen. Wer für Paderborn arbeitet, muss auch für die Bäume eintreten, die diese Stadt lebenswert machen.

Fortschritt und Natur im Einklang

Die Buchen von Mönchebrede sind gefallen, und wir können sie nicht zurückholen. Aber ihr Verlust kann ein Mahnmal sein – ein Aufruf, es in Zukunft besser zu machen. Eine Stadt wie Paderborn, die zukunftsorientiert sein will, darf nicht den leichtesten Weg gehen, wenn es um den Schutz der Natur geht.

Fortschritt und Natur müssen Hand in Hand gehen – nicht gegeneinander ausgespielt werden. Lasst uns dafür kämpfen. Für ein grünes, lebenswertes Paderborn. Für unsere Bäume. Für uns alle.

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Bernd Wroblewski